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Die Ergebnisse des KOFA Kompakt zum Thema der Fachkräftesituation in Berufen des Einzelhandels sind da. Wie sich die Lage entwickelt hat, welchen Einfluss die Corona-Pandemie hatte und welche Perspektiven sich aufgrund der aktuellen Ausbildungssituation ergeben könnten, erklärt dieser Blogbeitrag auf der Datenbasis der Erhebung des KOFA Kompakts.
Fachkräftelücke in Berufen des Einzelhandels steigt
Innerhalb der letzten Dekade ist die Zahl der offenen Stellen in allen beruflichen Bereichen – und dabei auch im Einzelhandel – fast durchgehend gestiegen. Ausnahmen stellten dabei lediglich das Jahr 2019 mit seiner schlechteren konjunkturellen Entwicklung sowie die Corona-Pandemie in 2020 dar. Bereits seit 2021 steigt die Zahl der offenen Stellen jedoch wieder deutlich an. Dahingehend könnte es sich um einen Verzögerungseffekt handeln, der mit den Folgen der Corona-Pandemie zusammenhängen könnte. Eine andere Möglichkeit liegt in der immensen Ausweitung des Online-Handels, welcher den Einbezug von Berufen des Einzelhandels im digitalen Bereich zur Folge hat. So fallen unter die erfassten Einzelhandelsberufe auch solche wie „Kauffachkraft für E-Commerce„ oder „Fachwirt*in-E-Commerce„.
Festzuhalten ist, dass die Fachkräftelücke im Einzelhandel nie höher war. So fehlten im Zeitraum Juli 2021 bis Juni 2022 im Durchschnitt mehr als 37.000 passend qualifizierte Fachkräfte. Setzt man die Fachkräftelücke ins Verhältnis zu der Anzahl an offenen Stellen ergibt sich die Stellenüberhangsquote. Sie gibt also Aufschluss darüber, wie hoch der Anteil an offenen Stellen ist, der rechnerisch nicht passend besetzt werden kann. Im oben bereits genannten Untersuchungszeitraum lag die Stellenüberhangsquote bei Berufen des Einzelhandels bei 31,5%. Demnach konnten etwa drei von zehn Stellen nicht passend besetzt werden. Der Fachkräftemangel in allen Berufen liegt mit 43,6% zwar höher, allerdings fällt bei Betrachtung der Berufsniveaus auf, dass die Stellenüberhangsquote auf dem Experten- und Spezialistenniveau überdurchschnittlich hoch ist (61,5% und 58,6%).
Dennoch ist die Fachkräftelücke in absoluten Zahlen am höchsten in Berufen des Einzelhandels auf Fachkräfteniveau. Dies betrifft vor allem den Bereich der Fachkräfte im Verkauf (ohne Produktspezialisierung) mit insgesamt über 9.500 rechnerisch nicht besetzbaren Stellen. Besonders betroffene Berufe sind hier im Bereich des Verkaufs von Fleischwaren (4.665) und des Verkaufs von Back- und Konditoreiwaren (4.411) angesiedelt.
Die Corona-Pandemie und die Lage von Berufen des Einzelhandels
Die Corona-Pandemie hatte ganz unterschiedliche Auswirkungen auf die verschiedenen Einzelhandelsberufe. Denn während manche Einzelhandelsberufe wie der Verkauf von Lebensmitteln oder von Sanitär- und Medizinbedarf als versorgungsrelevant kategorisiert wurden, sind andere Berufe durch die Verhängung von Ausgangssperren und Schließungsregelungen in besonderer Weise an ihrer Ausübung gehindert worden. Bis ins Jahr 2021 kam es somit zu einem deutlichen Rückgang an offenen Stellen, die in einem geringeren Angebot begründet waren. Seit 2021 steigt das Stellenangebot im Bereich von Berufen des Einzelhandels allerdings wieder stark an.
Ausbildungssituation bei Berufen des Einzelhandels
Innerhalb der letzten zehn Jahre wurden im Bereich der Einzelhandelsberufe immer weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen. Während immer mehr Ausbildungsstellen unbesetzt blieben, ging die Zahl der unversorgten Bewerber*innen generell zurück. Im Vergleich zum Jahr 2011 ist das Ausbildungsplatzangebot insgesamt um knapp 20% zurückgegangen und die Ausbildungsplatznachfrage um etwa 28%. Seit 2021 gibt es nun mehr unbesetzte Ausbildungsstellen im Einzelhandel als unversorgte Bewerber*innen. Demnach könnten selbst dann nicht alle Ausbildungsplätze im Einzelhandel besetzt werden, wenn alle unversorgten Bewerber*innen mit einem Ausbildungsplatz im Einzelhandel zusammengebracht werden würden. Mit Blick auf die Ausbildungssituation ist somit nicht von einer Entspannung der Fachkräftesituation in Berufen des Einzelhandels auszugehen.
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