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Die Berufsausbildung ist wichtig, um den Fachkräftebedarf decken zu können, da so qualifizierte Arbeitskräfte ausgebildet werden. Aktuelle gebe es allerdings Passungsprobleme zwischen Ausbildungssuchenden und Betrieben. Wie sehen diese aus? Was sind die Ursachen? Was könnte man tun?
Aktuelle Zahlen
Die Passungsprobleme zwischen Ausbildungssuchenden und Betrieben in den Blick genommen, hat der „Ländermonitor berufliche Bildung 2019“ von dem soziologischen Forschungsinstitut Göttingen und der Professur für Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung der Universität Göttingen, mit Förderung durch die Bertelsmann Stiftung. Dabei wurden die duale Berufsausbildung, die schulische Berufsausbildung und der berufliche Übergangssektor Deutschlands in den Blick genommen.
Die Zahl der Ausbildungsanfänger/innen im dualen Berufsausbildungssystem sei dabei zwischen 2015 und 2017 gering angestiegen und mache 2017 ungefähr die Hälfte aller Ausbildungsanfänger/innen aus. Dabei habe sich die Ausbildungssituation im dualen System in Deutschland für Bewerber/innen verbessert. 2017 hätten 100 Ausbildungssuchenden 97 freie Ausbildungsplätze gegenüber gestanden, während es 2009 nur 89 freie Plätze gewesen seien.
Diese bundesweit positive Lage sei regional jedoch sehr unterschiedlich ausgeprägt. Besonders im Süden und Osten Deutschlands gebe es mehr Ausbildungsstellen als Ausbildungssuchende, wie in Passau, mit 123 freien Stellen für 100 Bewerber/innen. Im Westen und Nordwesten sei die Nachfrage hingegen höher als das Angebot, wie beispielsweise in Hagen mit 80 freien Stellen auf 100 Bewerber/innen.
Neben diesen Länderunterschieden, gebe es auch Unterschiede bezüglich der Berufsbereiche. So seien Informatik- und Sicherheitsberufe mit 92 und 88 freien Stellen gegenüber 100 Suchenden besonders beliebt, ebenso wie der Beruf des/der medizinischen Fachangstellen mit 93 Stellen auf 100 Bewerber/innen. Geringer sei die Nachfrage hingegen im Reinigungs-, Hotel-/Gaststätten- und Ernährungshandwerksbereich mit jeweils um die 120 freie Stellen auf 100 Suchende.
Passungsprobleme
Trotz dieser verbesserten Ausgangslage, gebe es nach wie vor deutliche Passungsprobleme zwischen Ausbildungssuchenden und Betrieben, so die Ergebnisse des Ländermonitors. Dies zeige sich daran, dass 2018 noch immer 13 Prozent der Ausbildungssuchenden keine Lehrstelle finden konnten, obwohl 10 Prozent der Ausbildungsstellen unbesetzt blieben. Im Vergleich habe der Anteil der unbesetzten Ausbildungsstellen 2009 noch bei 3 Prozent gelegen und der Anteil der Ausbildungssuchenden ohne Lehrstelle bei 14 Prozent.
Dabei gebe es verschiedene Gründe für die hohe Anzahl an Ausbildungssuchenden, die keinen Ausbildungsplatz fanden und freien Ausbildungsstellen. Zum einen gebe es Regionen, in denen die Zahl der freien Ausbildungsplätze zu gering für die Zahl der Ausbildungssuchenden sei. In anderen Regionen verhalte es sich genau andersrum und es gebe zu viele Ausbildungsplätze für zu wenig Ausbildungssuchende. In anderen Regionen, sei die Zahl der Ausbildungsplätze, ebenso wie die der -suchenden gleichbleibend hoch. Dies sind die Regionen, in denen die Passungsprobleme zum tragen kämen. Diese hätten seit 2009 um das dreifache zugenommen und würden nun deutschlandweit 10 Prozent der Ausbildungsstellen betreffen.
Die Passungsprobleme zwischen Ausbildungssuchenden und Betrieben könnten dabei unterschiedliche Gründe haben. So könne es sein, dass die offenen Ausbildungsstellen, nicht zu den beruflichen Wünschen der Ausbildungssuchenden passen würden. Dieses Problem wurde bereits in dem Beitrag zum Thema Veränderung der Ausbildungssituation in Mangelberufen angesprochen. Auch umgekehrt könne dieses Problem zum Tragen kommen. In beiden Fällen spreche man von einem berufsfachlichen Passungsproblem. Im Jahr 2018 habe dies in einem Drittel der Fälle (34 Prozent) hinter dem Passungsproblem gesteckt. Im Vergleich machte es im Jahr 2009 nur 7 Prozent der aufgetretenen Passungsprobleme aus.
Auch regionale Gegebenheiten könnten zu Passungsproblemen führen. Gibt es passende Stellen, die jedoch in einem anderen Arbeitsagenturbezirk liegen als der Wohnort des/der Arbeitssuchenden, spreche man von einem regionalen Passungsproblem. Dieses Problem trete vor allem in flächenmäßig großen Bundesländern auf. Bundesweit habe es 2018 23 Prozent der Passungsprobleme ausgemacht.
Würden die Ausbildungssuchenden und die freien Stellen aus beruflicher und regionaler Sicht jedoch zusammenpassen und es komme dennoch nicht zum Beginn eines Ausbildungsverhältnisses, spreche man von einem eigenschaftsbezogenen Passungsproblem. Zu einem solchen Problem könne es dann kommen, wenn die Bewerber/innen nicht alle vom Betrieb geforderten Eigenschaften erfüllen können. Dies könne zum Beispiel ein zu niedriger Schulabschluss sein. Außerdem könne es auch von Seiten der Ausbildungssuchenden zu einem solchen Problem kommen, wenn diese den Betrieb mit offenen Lehrstellen aus verschiedenen Gründen ablehnen, etwa weil dieser zu klein erscheint oder die Bedingungen nicht zu denen passen, die gewünscht sind. Diese Art sei bundesweit für 44 Prozent der Passungsprobleme im Jahr 2018 verantwortlich gewesen.
Hauptschüler/innen und ausländische Jugendliche im Nachteil
Bezogen auf die Passungsprobleme zwischen Ausbildungssuchenden und Betrieben wurde im Ländermonitor auch die Ausgangslage von Hauptschüler/innen und ausländischen Jugendlichen betrachtet. So habe sich die Chance von Jugendlichen mit maximal einem Hauptschulabschluss, direkt nach dem Schulabschluss eine Lehrstelle zu finden, weiter verschlechtert. 2017 hätten nur 47 Prozent von ihnen direkt eine Ausbildung angefangen, während es 2009 noch 52 Prozent gewesen seien. Jugendliche mit einem Realschulabschluss oder Abitur hingegen, hätten zu 87 und 96 Prozent direkt eine vollqualifizierende Ausbildungsstelle angetreten.
Auch bezogen auf die Passungsprobleme spiele der Abschluss eine Rolle. So seien in den Produktionsberufen 2018 73 Prozent der dualen Ausbildungsplätze mit einer Mindestanforderungen von einem Hauptschulabschluss ausgeschrieben worden. Der tatsächliche Anteil der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss unter den Ausbildungsabschlüssen betrug hingegen nur 37 Prozent.
Obwohl sich die Lage für ausländische Jugendliche zwischen 2007 und 2017 verbessert habe, würden sie immer noch zweimal so häufig erst in den Übergangssektor übergehen, als deutsche Jugendliche. Dabei gebe es auch nachdem die vorhandenen Schulabschlüsse kontrolliert worden seien Unterschiede zwischen ausländischen und deutschen Jugendlichen bei dem direkten Einstieg in eine vollqualifizierende Ausbildung.
Fazit
Allgemein habe sich die Lage für Ausbildungssuchende bundesweit zwar verbessert, regional gebe es allerdings große Unterschiede. Trotz aller Verbesserungen, bleiben trotzdem noch immer viele Ausbildungssuchende ohne Ausbildungsplatz und immer mehr Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt. Hier kommen berufsfachliche, regionale und eigenschaftsbezogene Passungsprobleme zum Tragen, die verhindern, dass Ausbildungssuchende und Betriebe zueinander finden. Dabei stünden die Chancen vor allem für Hauptschüler/innen und ausländische Jugendliche schlechter.
Hier finden Sie den Ländermonitor 2019:
Ländermonitor berufliche Bildung 2019 – Zusammenfassung der Ergebnisse
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